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Vereinbarung mit Beelitzer Spargelverein

Die Unterschrift im Rathaus v.l.n.r. Jürgen Jakobs, Kordula Isermann, Kerstin Pahl, E.A. Winkelmann, Bernhard Knuth, Lutz.Pahl.

Schulterschluss für mehr blühende Flächen

Die Beelitzer Spargelbauern haben eine Vereinbarung mit dem „Blühstreifen Beelitz e.V.“ unterzeichnet

Die Beelitzer Spargelbauern haben sich jetzt schriftlich dazu verpflichtet, Flächen für die Aussaat von Wildblumen und –kräutern zur Verfügung zu stellen. Am 12. April ist im Vorfeld der offiziellen Saisoneröffnung eine entsprechende Vereinbarung mit dem „Blühstreifen Beelitz e.V.“ unterzeichnet worden. Der in Buchholz ansässige Verein wirbt dafür, Acker– und Gartengrundstücke mit Wildpflanzen zu versehen, um ein dauerhaftes Nahrungsangebot für Insekten zu schaffen. Grundstückseigentümer werden dabei fachlich unterstützt, bekommen auch Hinweise zu Saatmischungen, außerdem wird das Thema gezielt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Die neun größeren Beelitzer Spargelanbaubetriebe werden demnach in diesem Jahr zwischen 0,5 und 3 Hektar Fläche zur Verfügung stellen, ein Beschluss dazu ist auch auf der Frühjahrssitzung des Spargelvereins einmütig gefasst worden. „Zusammen möchten wir Blühflächen anlegen oder erhalten, die als  Ausgleich im intensiven Spargelanbau fungieren und nachhaltig von Frühjahr bis Herbst möglichst mehrere Jahre verfügbar sind“, heißt es in der Vereinbarung. Anlass ist das zunehmende Insektensterben: In den letzten 30 Jahren haben sich die Zahlen je nach Art mehr als halbiert, als eine Ursache gilt ein mangelndes Nahrungsangebot.

„Auch für uns ist das ein Riesen-Thema“, sagte Ernst-August Winkelmann vom Spargelhof Klaistow. Sein Unternehmen war eines der ersten, das im vergangenen Jahr den Schulterschluss mit dem Blühstreifen-Verein gesucht hat und mittlerweile über 50 Hektar Land, zum Teil auch in Eigenregie, zum Blühen bringt. Er hofft auf eine Signalwirkung auch für andere Landwirte: „Ich denke, dass alle die Notwendigkeit sehen und deshalb auch mitmachen werden, letztendlich ist es aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

Lutz Pahl vom Blühstreifen-Verein begrüßte den Einsatz: „Uns ist klar, dass die Landwirte mit solchen Flächen „nicht reich werden können“, deshalb wollen wir dabei Hilfestellungen geben und ermutigen. Die große Bereitschaft, mit uns zusammenzuarbeiten, ist eine ganz tolle Sache.“ Es zeige sich, dass ein allgemeines Umdenken statt finden würde. „Und wir suchen immer weitere Projektpartner. Das kann ein Landwirt sein, aber auch ein Gartenbesitzer, der eine kleine Ecke auf seinem Grundstück bereitstellt.“

Der Blühstreifenverein hat sich vor über einem Jahr gegründet und von Anfang an starke Partner im Boot gehabt – neben Landwirtschaftsbetrieben in Klaistow, Wittbrietzen, Buchholz und Hennickendorf auch den Naturpark Nuthe-Nieplitz und das Netzwerk „Blühende Landschaft“. Auch die Stadt Beelitz ist dabei, Bürgermeister Bernhard Knuth hat als Schirmherr des Blühstreifen-Vereins die Vereinbarung mit unterzeichnet.

Text und Foto:

Thomas Lähns

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel. (033204) 39 138

Fax (033204) 39 136

www.beelitz.de

 

Spargelstadt Beelitz

Berliner Straße 202

14547 Beelitz

Weitere Pressestimmen:

Potsdamer Neuste Nachrichten

Märkische Allgemeine

Wortlaut der Vereinbarung zum Download




Ein Projekt für Beelitz und seine Ortsteile

Aus den Beelitzer Nachrichten Nr 1/2017 hier Seite 21

„Sag mir, wo die Blumen sind“,

sang Marlene Dietrich schon vor über einem halben Jahrhundert. Die Frage ist brandaktuell: Wo sind sie geblieben, die Blumenwiesen, die es in unseren Breitengraden mal zu Hauf gab und auf denen sich Insekten gütlich tun konnten?

„Bienen, Wildbienen, Insekten und die von ihnen bestäubten Pflanzen verschwinden gemeinsam“, sagt Kerstin Pahl vom gemeinnützigen Dorfverein Buchholz / Zauche e.V., auch um ihren Ort herum sind einst bunte Brachflächen verschwunden, weil sich die Förderbedingungen geändert haben. Der Verein will diesem Trend entgegenwirken – und sogenannte Blühstreifen an den Ackerrändern und blühende Inseln in der Natur und den Gärten schaffen.

„Wir wollen auf die Problematik des Insektenrückgangs hinweisen, informieren und uns aktiv für mehr Blühflächen einsetzen“, so Kerstin Pahl, die einst selbst ein landwirtschaftliches Studium absolviert hat und heute als Kräuterpädagogin in Buchholz arbeitet. Im Dorfverein gibt sie Kurse zum Weidenflechten und zum Einsatz von Wildkräutern in Küche und Arzneikammer. Die Entwicklung der lnsektenbestände ist besorgniserregend: Die Schmetterlingspopulationen haben sich seit 1990 halbiert, und in einer Langzeitstudie von Entomologen ist im Januar 2016 von Rückgängen der Insektenmasse insgesamt um 80 Prozent die Rede. Genug Anlass also, etwas zu tun.

„Eine gute Möglichkeit für Blühstreifen bietet sich immer dort, wo Flächen oder Teilflächen nicht genutzt werden oder eine Ansaat mit entsprechenden Blühmischungen keinen nennenswerten Nachteil für den Landwirt mit sich bringt“, erklärt Frau Pahl. Als Beispiel nennt sie Vorgewende, Randbereiche von Äckern oder Bewässerungsstreifen. Dabei habe ein Bauer durchaus auch Vorteile durch ein solches Projekt: „Insekten übernehmen eine wesentliche Funktion bei der Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen und steigern und sichern dadurch auch die Erträge in Landwirtschaft und Gartenbau“.

Erste Gespräche mit Landwirten hätten schon stattgefunden, die ersten möglichen Blühflächen konnten bereits zwischen Buchholz und Wittbrietzen ausgemacht werden, im Frühjahr sollen sie vorbereitet, um dann im Sommer Blüten zu tragen. Wichtig ist dabei die Artenvielfalt, da jede Blume anders blüht. „Bienen brauchen während der gesamten Vegetationszeit Nektar und Pollen besonders im Spätsommer, um mit gut genährten Völkern in den Winter zu gehen.“

Ein Landwirt, der ebenfalls ein solches „grünes Gewissen“ an den Tag legt, ist der Beelitzer Gerhard Jochen: Im vergangenen Jahr für die Bereitstellung von Hecken als Schutz vor Bodenerosion vom Landkreis ausgezeichnet, will er sich jetzt der Wiederansiedlung von Feldlerchen widmen. „In den vergangenen zehn Jahren ist der Bestand dieser Vogelart in unseren Regionen um bis zu 90 Prozent zurückgegangen“, sagt er. Das Prinzip ist das gleiche wie bei den Insekten: Es fehlt an natürlichem Lebensraum.

Wie Kerstin Pahl erklärt, könne auch jeder bei sich zu Hause einen Beitrag leisten: „Kleine Flächen in wenig begangenen Bereichen einfach mal wachsen und zur Blüte kommen lassen, trockene Stengel im Herbst nicht abschneiden und natürlich auf Insektizide verzichten“, rät sie. Wer der Natur ein wenig unter die Arme greifen möchte, kann sich auch Blütenmischungen aus dem Handel besorgen und im Frühjahr aussähen. „Es macht viel Spaß zu beobachten, was da spätestens im Sommer alles zum Vorschein kommt“, sagt sie.      Red.BN