Der Unterschied ist sehr beeindruckend!
Als wir nach dem letzten Besuch bei Falk Witt, dem Falkner und Vogelretter verließen, hatten wir ein gutes Gefühl, weil die Jungstörche nach der Rettungsaktion und der fast dreistündigen Fahrt zwar noch sehr schlapp waren, aber sich schon um die ersten guten Brocken zu streiten begonnen hatten, wie das bei jungen Vögeln ganz normal ist.
Aber welches Bild sich nun, bei unserem nächsten Besuch bietet übertrifft alle Erwartungen und beschert uns feuchte Augen vor Freude. Falk Witt holt uns am Gartentor ab und führt uns auf den unteren Teil des Geländes, an eine große Wiese am Ufer des Pastlingsees. Er berichtet, dass er dort eine neue Voliere errichtet hat, damit die Jungstörche sich an die Wiese gewöhnen können, von der sie demnächst starten sollen, um sich anderen Störchen beim Vogelzug in die Winterquartiere in Afrika anzuschließen. Wir erwarteten also, drei kleine Störche in einer Voliere vorzufinden, die hungrig die Schnäbel aufsperren.
Am Seeufer angekommen, trauten wir unseren Augen nicht. Auf dem hinteren Teil der Wiese standen vor einigen Birken am Strand drei fast große Störchen und staksten Futter suchend durch das Gras. Die Voliere, ausgelegt mit Stroh, an einer Seite eine nestartige Erhöhung, war leer. Falk sagt: „Wenn ihr jetzt nicht dabei wärt, würden sie herbeikommen, denn sie erwarten Futter von mir. Aber das ist auch gewollt, dass die Tiere einen gesunden Respekt vor dem Menschen haben!“
Wir hatten uns mit dem Regionalbetreuer Brandenburg Süd, Herrn Holger Teichert verabredet, der den Dreien Ringe anlegen sollte, damit man ihr Leben weiter verfolgen kann. Herr Teichert bereitet seine Utensilien vor. Eine Decke mit einem Tuch, drei Metall-Ringe mit einer Buchstaben-Zahlen-Kombination, eine Zange, eine Kladde mit den vorbereiteten Daten, einen Zirkel, einen Messstab und eine Waage mit einer größeren Kunststoffschale.
„Wollen wir mal?“ fragte Falk und lief langsam über Wiese, um die drei Tiere vorsichtig in Richtung Voliere zu treiben. Kurz bevor sie den Eingang erreicht hatten, blieb einer der drei stehen und legte sich ins Gras. Er wollte nicht weiter.
Er? „Das werde ich oft gefragt“, sagt Falk Witt, „woran erkennt man eigentlich, ob man ein weibliches oder männliches Tier vor sich hat? Nun, das ist ganz einfach, die Weibchen legen die Eier!“ sagt er und lacht. Er nimmt das Tier und legt es vorsichtig auf die Decke, wo Holger Teichert schon wartet. Er legt dem Vogel ein Tuch über den Kopf, und dieser bleibt still liegen.
Kerstin greift sich das Bein und hält es dem Fachmann hin, der einen Metallring über dem Fuß am Unterschenkel anbringt und mit der Zange die Lasche des Rings zudrückt. Dann bekommt der Storch noch einen Kunststoffring über dem Knie angebracht, der auch mit dem Fernglas gut zu erkennen ist, wenn der Storch später auf einem Nest stehend gesichtet wird. Die Nummern werden in die vorbereitete Liste eingetragen, ebenso wie die Länge des Schnabels, von der Mitte des Nasenschlitzes bis zur Schabelspitze gemessen, sowie die Länge des Flügels. Dann wird der Jungstorch vorsichtig in die Kunsstoffschale gesetzt und gewogen.
Diese Prozedur wiederholt die kleine Arbeitsgruppe noch bei den anderen zwei Tieren. Fertig.
Lange sitzen wir noch an der Wiese und reden über Naturschutz und wieviel ein Einzelner dafür imstande ist zu tun, während die Störche versuchen, sich an ihren neuen Schmuck zu gewöhnen. Man braucht eben nicht immer eine riesige Organisation, um sich für den Umwelt- und den Naturschutz zu engagieren. Aber, man sollte versuchen, seine Mitmenschen zu sensibilisieren und deren Interesse und Leidenschaft zu wecken, und dazu dient dieser kleine Bericht hier.