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Rettung von Jungstörchen

Rettung von Jungstörchen
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Es sollte ein relaxter Samstag werden, schließlich waren 34°C angesagt, aber es kam anders!

Das Telefon klingelte, Frau Schneidewind aus Luckenwalde ist dran und sagte, dass wir ihre letzte Hoffnung seien. Vor ihrem Haus in der Spandauer Straße ist ein Storchennest und seit 14 Tagen füttert nur noch ein Altstorch und das auch nur gelegentlich. Ein Jungstorch war bereits wegen Futtermangel aus dem Nest geworfen und von der Feuerwehr mit gebrochenem Flügel nach Potsdam gebracht worden. Und nun haben die Anwohner schon seit längerem keinen Altstorch mehr gesehen und auch von den Jungstörchen zeigt sich keiner mehr am Rand. Und ihre Tochter weint und besteht darauf, dass die Mutter etwas tun müsse!

Eintreffen am Storchennest
Eintreffen am Storchennest

Kerstin Pahl ist nicht nur Vorsitzende des Vereins Blühstreifen Beelitz, sondern auch Storchenbeauftragte des Landes Brandenburg für den Altkreis Luckenwalde und seit vielen Jahren mit dem Erfassen der Storchenpopulation im Gebiet beschäftigt und so hat sich ihre Telefonnummer im Laufe der Jahre als so etwas, wie die Anlaufstelle für Notfälle verbreitet. Sie weiß natürlich, was zu tun ist und wer zuständig ist, in diesen Fällen eine Entscheidung zu treffen. Sie ist gut vernetzt und kennt alle Telefonnummern der jeweiligen Ansprechpartner. Die Entscheidungen müssen in Abstimmung mit den zuständigen Behörden erfolgen. Aber manchmal ist es wie verhext. Die Untere Naturschutzbehörde ist im Wochenende, der Storchenhof Vogelschutzwarte Loburg e.V., der schon oft geholfen hat, ist nicht zu erreichen, und liegt in Sachsen-Anhalt, ein Fall für die Tierkliniken ist unser Fall auch nicht so richtig, also was tun? Uns fällt unser Kontakt zu Falk Witt ein. Der ist ein Falkner und engagierter Naturschützer und hat schon viele Vögel gerettet und später wieder ausgewildert. Früher hat er eine Aufzuchtstation in Körzin betrieben. Vielen ist sicher der einbeinige Storch aus Körzin bekannt, den Falk Witt gerettet hat. Falk Witt ist aber nun seit etlichen Jahren in der Lausitz beheimatet. Aber, ein Anruf, – „Ihr könnt die Jungstörche herbringen, ich werde mich um sie kümmern und zum Vogelzug auswildern“.

Feuerwehr Luckenwalde
Feuerwehr Luckenwalde

Frau Schneidewind hat inzwischen schon eine Verabredung mit der Luckenwalder Feuerwehr getroffen. Herr Pade und Herr Keller kommen mit dem Drehleiterwagen zu 13:30 Uhr in die Spandauer Straße zur Aktion „Rettung der Jungstörche“. Kerstin Pahl fährt mit der Drehleiter mit nach oben, um zu entscheiden, wie es weitergeht. Der Storchenhorst ruht auf einem Stromleitungsmast, was die Annäherung nicht einfacher macht, aber die Feuerwehrleute sind Profis. Eine weitere Gefahr besteht, dass die Jungstörche verängstigt aus dem Nest springen und flugunfähig versterben.

K.Pahl und Feuerwehr am Nest
K.Pahl und Feuerwehr am Nest

Oben bietet sich ein schwierig zu beurteilendes Bild: Drei schlappe, dehydrierte Jungstörche, vermutlich in Angststarre liegen scheinbar leblos in der brütenden Sonne. Vorsichtig werden sie in eine mit einer Decke ausgekleidete Kiste geborgen und sicher zu Boden gebracht.

Herr Pade und Herr Keller Feuerwehr Luckenwalde
Herr Pade und Herr Keller Feuerwehr Luckenwalde

Die versammelte Nachbarschaft freut sich über die Rettung, sind aber auch traurig darüber, dass „ihre“ Störche nun nicht mehr da sind. Unbedingt möchten sie auf dem Laufenden bleiben, was Lutz Pahl verspricht und den QR-Code der Internetseite für neue Informationen über den Zustand der Störche zur Verfügung stellt.

Die Kinder werden diese Aktion nicht vergessen und sich in der Zukunft sicher noch mehr für den Weißstorch interessieren.

Altes Gewölle ausgeworfen
Altes Gewölle ausgeworfen

Ca. zwei Stunden dauert die Fahrt mit der wilden Fracht, die nicht gerade Wohlgerüche verbreitet. „So etwas habe ich noch nie erlebt“ sagt Kerstin Pahl, „dass sich die Tiere nicht irgendwann einmal muxen, oder gar rebellieren oder wenigstens mal die Köpfe hochrecken, nichts!“

Erste Hilfe: Verquirltes Eigelbwasser

In Jänschwalde angekommen, bekommen die Tiere verquirltes Eigelbwasser mit einer Spritze in den Schnabel gegeben. Alle lassen die Prozedur apathisch über sich ergehen. Als der Falkner später Futterküken, die er für seine diversen anderen Greifvögel in seinen Aufzuchtvolieren gottseidank vorrätig hat, den Störchen mit einer langen Breitpinzette anbietet kommt langsam Leben in die Tiere. Sie recken die Köpfe, später fangen sie sogar an, aufzustehen und noch später sogar um die Brocken zu kämpfen. „So muss das aussehen!“ lacht der Falkner „nun haben sie eine gute Prognose. Ich glaube, die schaffen das!“

Langsam kehrt Leben zurück in die Tiere
Nach erster Hilfe kehrt Leben zurüch in die Tiere
Nach erster Hilfe kehrt Leben zurück in die Tiere

Und wir sich endlich sicher, das Richtige getan zu haben. Bei Einbruch der Dunkelheit bringen wir der Feuerwehr ihre ausgeliehene Kiste zurück und bedanken und noch einmal für die gute Gemeinschaftsaktion.

Lutz Pahl

3 Kommentare

  1. Stefanie Schuppe sagt

    Vielen Dank für diese Rettungsaktion. Ich habe darüber von meiner Verwandtschaft gehört, die in der Spandauer Straße wohnt. Das Storchennest kenne ich gut. Natürlich war ich sehr neugierig, ob die Jungvögel es schaffen werden und habe nun über den Zeitungs-‚Umweg‘ der MAZ vom weiteren Verlauf gehört.
    Ihr Beitrag hier auf der Internetseite ist sehr gut gelungen, informativ und zeigt, mit wieviel Herzblut Sie bei der Sache sind. Wunderbar!!!!

  2. Hannelore Flythe sagt

    Vielen Dank fuer diesen ausfuehrlichen Bericht ueber die Rettung der kleinen Stoerche!! Kerstin ist ja wirklich mutig, sich da per Feuerwehrleiter nach oben an das Nest zu transportieren lassen!! Wir sind da sehr stolz auf Euch, und ich danke Euch Beiden im Namen der kleinen Stoerche fuer Eure Muehe und Anstrengung, um die Babies vor einem sicheren Tod zu retten!

  3. Hans-Joachim Wiese sagt

    Wie schön. Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Rettung. Hoffentlich wachsen die drei Kleinen nun auch gut auf.
    Beste Grüße,
    Hans-Joachim Wiese

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